Mittwoch, 7. Mai 2014

Tornados spezial, 33



Rezension


Tornados spezial
Ausgabe 33
96 S.







Unter den vielen Themen, die Rapid in letzter Zeit bewegten, steht wohl das Stadion und sein anvisierter Abriß und Neubau an erster Stelle. Momentan regieren viele Annahmen − wie vom letzten Pflichtspiel im Hanappi-Stadion − doch fix ist nichts und Endgültiges soll erst in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Jedes Stück Information wird so umso genauer aufgenommen und interessiert verschlungen. Sehr spannend ist daher dazu im Heft das Interview mit dem neuen Rapid-Präsidenten Krammer. Zur Teilfinanzierung eines Neubaus durch Verkauf des Stadionnamens sagt er: „Rapid spielt in einem Stadion, das ist mein Wunsch. Wir machen keine Stierkämpfe in einer Arena und suchen nicht Schwammerl in einem Park, wir spielen Fußball in einem Stadion. Das werden wir auch allen vorschlagen, aber ansonsten werden wir von Rapid alles tun, um einem möglichen Namenssponsor alle positiven Attribute der ,Marke Rapid zur Verfügung zu stellen.“ Modern Times. Die Sponsorenbenennung eines neuen Stadions ist zwar um eine Spur weniger schlimm als die Umbenennung eines existierenden Stadions, auch wenn sie finanziell unausweichlich sein wird, kann ich mich damit aber eigentlich ebenfalls nicht anfreunden. Das (notwendige) neue Stadion wird wohl, egal wie es offiziell heißen wird, Hütteldorf heißen.

„Die Gespräche und Gedanken innerhalb der aktiven Fanszene drehen sich mittlerweile fast ausschließlich um Verbote, Strafen, Prozesse und andere Repressalien.“ schreiben die Tornados im Vorwort. Das raube „nicht nur sehr viel Zeit und Freude, sondern es kann auch unheimlich viel kreatives Potential nicht so ausgeschöpft werden“ wie man sich das wünschen würde. Diesem Themenkomplex widmet sich ein Teil des großen Interviews mit Michael Krammer und ein eigener Artikel. Tiefpunkt waren ja hier im behandelten Herbst 2013 die unverständlichen Folgen des Freundschaftsspiels gegen Nürnberg waren.

Sehr lobenswert ist der Abdruck eines Artikels von Georg Spitaler und Jakob Rosenberg, in dem sie ihre Ergebnisse der Studie über Rapid in der NS-Zeit zusammenfassen. Laut Einleitung entstand dies anknüpfend an eine Veranstaltung über die NS-Aufarbeitung Rapids, die auch von mehreren Tornados-Mitgliedern besucht worden war. Der beigefügte Kommentar „Geschichte leben − nicht nur reden“ fordert dazu auf, nicht nur von Tradition im Selbstverständnis zu reden, sondern sich vor allem mithilfe des niederschwelligen und ausgezeichneten Angebots des Rapideum auch selbst damit auseinanderzusetzen. Dem kann ich nur zustimmen.

Den Hauptteil der Ausgabe machen die Berichte über die Rapid-Spiele des Herbst 2013 aus. Hier gibt es am meisten Lesestoff. Durch die unterschiedlichen Autoren und ihren leicht variierenden Stil sind sie meist kurzweilig zu lesen, wenngleich sich manches natürlich auch wiederholt. Zusammen mit den gewohnt sehr schönen Fotos ist dies aber ein guter Rückblick.
Nachdem man selbst oft auch andere Perspektiven hat, ist die Reprise der Spiele und Reisen interessant zu lesen. Mit Schmunzeln las ich vom Begriff des „Kalamarathon“, mit dem die Sightseeing-Tour durch Kalamata einer kleinen Gruppe bezeichnet wurde. Zugegebenermaßen wurde ein kleinerer Hatscher daraus, da eine ungeplante Umrundung des Burgbergs bis zur Auffindung des Aufgangs eingelegt wurde. Persönlich fand ich ja nebenbei bemerkt auch Genk touristisch nicht uninteressant, da es die historischen Industriedenkmäler der einstigen Bergwerksgebäude und die Fußballausstellung zu besichtigen gab.

Weiters gibt es im Heft über die Freundschaft der Tornados zu Ferencváros und dortige Matchbesuche zu lesen. Informationen und z.B. die Derbyberichte sind zwar interessant, die Texte über die kleineren Spiele könnte man aber vielleicht etwas stärker straffen. Leider fanden diesmal wieder keine Groundhoppingberichte den Weg ins Heft, über die ich mich beim letzten Heft gefreut hatte. Die Heftstruktur, die sich je zur Hälfte allgemeinen Themen und der Rapid-Halbsaison widmet, ist aber grundsätzlich gut so. Gut ist auch die Vorstellung und kritische Rezension der mittlerweile ja durchaus stattlichen grünen Fanzinewelt neben dem Tornados-Heft mit Leone Verde, Ostbote, Unterwegs und auch (nach Eigendefiniton nicht Fanzine) Forza Rapid.

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