Mittwoch, 16. September 2015

Ballesterer 105



Rezension


Ballesterer
Nr. 105, Oktober 2015
82 S.






In der Titelgeschichte erzählen Jan Mohnhaupt und Clemens Zavarsky von der Entwicklung des Tormannspiels im Fußball, wie es sich veränderte und wie der Tormann − nach der Einengung seines Aktionsradius 1912 durch das Verbot des Spielens des Balles mit der Hand außerhalb des Strafraums − in moderner Zeit vom Einzelgänger wieder zum Fußballer wurde: „Mehr als hundert Jahre nach seiner Verbannung kehrt der Tormann allmählich in den Kreis der Mannschaft zurück.“ Dazu gibt es u.a. auch ein Gespräch mit dem ehemaligen deutschen Tormann Jens Lehmann samt modischer Information zu seiner Kleidung beim Interviewtermin.

In der Serie über die Auswärtssektoren österreichischer Stadien ist diesmal das Innsbrucker Tivolistadion dran. Da Serien-Autor Clemens Schotola diesen aus naheliegenden Gründen nicht von innen kennt, legte er die Bewertung in andere (grüne) Hände. Grundsätzlich kann man der Zusammenfassung „Stadion hui, Verpflegung pfui“ zustimmen. Die Annahme, dass der Blick auf die dort herumstehenden, die Stadt einzwängenden, Berge für nicht ansehnliche Spiele entschädigen würde, kann ich allerdings für meinen Fall verneinen.

Zur gesellschaftspolitischen Causa prima berichtet Mareike Boysen über einige österreichische Fußballvereine, die sich in der Flüchtlingshilfe engagiert haben, und präsentiert die Geschichte des Kameruner Fußballers Blaise Fombe, der im Flüchtlingslager Traiskirchen lebt, bei der Wiener Viktoria aufgenommen wurde und glücklich wurde: „Bei der Viktoria nimmt man mich als Person wahr.“

Weiters gibt es im Heft über den nur kurzzeitig inhaftierten Zdravko Mamić zu lesen, der Dinamo Zagreb und den kroatischen Fußball beherrscht und zu Lasten dieser gut daran verdient. Vom auch von mir besuchten Europacupspiel Vitesse Arnheim gegen Southampton findet sich ein Groundhoppingbericht von Gerrit Starczewski, dem dabei im Unterschied zu mir ein schwerkranker Vitesse-Fan auffiel, der im Krankenbett liegend hinter der Bande das Match verfolgte.

Nach dem Hinspiel Rapids gegen Schachtar Donezk hat Mario Sonnleitner die Gegenspieler offenbar medial kritisiert, sie wären „wie kleine Mädchen“ am Boden gelegen, wie hier in einer Kurzmeldung zu lesen ist. Das österreichische Frauen-Nationalteam hat darauf mit einer satirischen Fotostrecke auf Facebook reagiert, wie der Ballesterer berichtet. Diese Episode war an mir vorübergegangen, sowohl Ursache als auch Reaktion. Es braucht dann doch immer wieder ein Journal, um nichts Relevantes zu versäumen.

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