Freitag, 25. Dezember 2015

11 Freunde, 169


Rezension


11 Freunde
Magazin für Fußballkultur
Nr. 169, Dezember 2015
114 S.






„Warum kaufen 40.000 Fans aus aller Welt Aktien des spanischen Zweitligisten Real Oviedo? Weil sie den Fußball lieben.“ Der Fußballjournalist Sid Lowe erzählt, wie er sich selbst in den 1990er Jahren in den Verein aus der asturischen Stadt Oviedo verliebte, wie der Klub in den 2000er Jahren in finanzielle Krisen taumelte, abstürzte und von der Stadt bereits abgeschrieben wurde. Aber 2003 und nocheinmal 2012 wurde Real Oviedo zweimal von seinen Fans gerettet. Zuletzt wurden 2012 mit einer Aktienkauf-Kampagne zur Rettung die nötigen Millionen aufgebracht, wobei sich über Social Media zehntausende Leute aus dem Ausland beteiligten und Kleinanlegerinnen und Kleinanleger aus mehr als 140 Ländern (!) Geld investierten. Die letzte Rettung war dabei allerdings dann das Geld eines mexikanischen Milliardärs bzw. seines Schwiegersohns. Jedenfalls kam es aber zu einem bemerkenswerten Kulturwandel: „Der Fatalismus der spanischen Fußballfans, ihre Passivität, wich einem neuen Geist.“ berichtet Lowe. Man nimmt am Vereinsleben teil und die Menschen strömen ins Stadion. „In den 14 Jahren seit dem Abstieg aus der ersten Liga hat Oviedo nie weniger als 10.000 Dauerkarten verkauft, in dieser Saison in der zweiten Liga sind es sogar mehr als 20.000.“ Das sind höhere Zahlen als bei einigen Vereinen in der Primera División und war für die Spiele in der viertklassigen Tercera Division und der drittklassigen Segunda B einsame Spitze.

Weitere Artikel erzählen von ener Fußball-Sammlerbörse („Ich habe gedacht, ich wäre der Einzige, der nicht ganz dicht ist, aber es gibt sogar noch Schlimmere.“), einem seit 35 Jahren tätigen Trainer einer Gefängnis-Fußballmannschaft oder die unglaubliche Geschichte eines flämischen SS-Manns, der nach dem Krieg in Belgien zum Tod verurteilt wurde, aber in Süddeutschland leben konnte und dort allein (!) in zehn Jahren Arbeit (6.499 protokollierte Arbeitsstunden) ein Stadion baute. „Ich habe das vermutlich gebraucht, damit ich nicht dauernd daran denken musste, was ich falsch gemacht hatte“ erinnert sich der heute 100-jährige.

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